Der Himmel im September 2020
Der Sternenpodcast September 2020
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - Planetariumsdirektor Thomas Kraupe führt Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen - jeden Monat neu und kostenlos.
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Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
Hell grüßt uns zu Monatsbeginn das Licht des Mondes. Die ganze Nacht steht er am Himmel, denn bereits am Morgen des 2.September ist die exakte Vollmondstellung erreicht.Die runde Mondkugel leuchtet im ausgedehnten Sternbild Wassermann, dessen lichtschwache Sterne sich kaum gegen das helle Mondlicht behaupten können. Weit rechts davon fällt uns abends im Süden ein strahlend heller Lichtpunkt auf. Es ist der Planet Jupiter, der heller als alle Sterne leuchtet. Der Riesenplanet im Sternbild Schütze ist der „Star“ des Abendhimmels.
Links neben ihm leuchtet auch noch sein „kleiner Bruder“ - der Ringplanet Saturn. Zu Beginn des Monats ist dieses auffällige Paar noch bis gegen 1 Uhr morgens zu sehen. Am Monatsende verschwinden Jupiter und Saturn bereits gegen 23 Uhr im Horizontdunst.
Hoch über den beiden Riesenplaneten steht das “Sommerdreieck”, ein gleichschenkeliges Dreieck aus den hellen Sternen Wega (im Sternbild Leier), Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler). Es ist am Abend optimal platziert in der Himmelsmitte, hoch über der Südrichtung.
Tief am Westhorizont funkelt ein heller, rötlicher Stern - es ist Arktur im Bärenhüter. Er steht nur mehr etwa eine Handspanne über dem Horizont.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Horizontes - im Nordosten - finden wir auf fast gleicher Höhe den hellen Stern Capella im Fuhrmann. Capella steigt bis Mitternacht im Osten immer höher, während auf der anderen Seite im Westen Arktur unter den Horizont sinkt. Dazwischen, im Norden, strebt der Große Wagen auf seine tiefste Stellung zu.
Im Südosten, „links“ von Jupiter und Saturn, liegen Sternbilder, die man vielleicht eher dem Meer als dem Himmel zuordnen würde. So stoßen wir horizontnah im Süden auf den Steinbock, der ursprünglich als Wesen halb Fisch – halb Fleisch, nämlich als „Ziegenfisch“ bezeichnet wurde. Als Kalenderzeichen markierte er früher im arabischen Raum den Beginn der Regenzeit. Und er ist umringt von Sternbildern, die dem „wässrigen Element“ zuzuordnen sind. Links neben Atair, über dem Steinbock entdecken wir die auffällige, jedoch kleine Sternfigur des Delphins und weiter östlich am Horizont die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische, sowie den Walfisch.
Aus diesem „himmlischen Ozean“ scheint auch noch das sagenhafte, geflügelte Pferd Pegasus zu springen, dessen drei hellste Sterne zusammen mit dem Alpha-Stern der Andromeda das „Herbstviereck“ bilden. Wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel steht dieses große Sternenquadrat abends über dem Südosthorizont.
Immerhin 3 Wandergestirne können wir in diesem „himmlischen Aquarium“ entdecken: Mars, Neptun und den Mond. Neptun, der fernste Planet unseres Sonnensystems, der nach dem griechischen Gott des Meeres und der fließenden Gewässer benannt wurde, bewegt sich, wie der Vollmond in diesem Monat, passenderweise durch das Sternbild Wassermann und gelangt am 11. September in Opposition zur Sonne.
Neptun ist daher die ganze Nacht am Himmel - und wir haben jetzt die beste Zeit des Jahres, um ihn zu sehen. Allerdings ist dazu ein Fernglas und eine genaue Aufsuchkarte notwendig. Mit 4,3 Milliarden Kilometer ist Neptun rund dreimal so weit von uns entfernt wie Saturn. Das an Neptun reflektierte Sonnenlicht benötigt bereits 4 Stunden zur Erde.
Viel näher und spektakulärer ist für uns der im Vergleich zu Neptun winzige Planet Mars, denn dieser entwickelt sich im September zum nächtlichen „Superstar“. Die Mars-Helligkeit nimmt deutlich zu und übertrifft schließlich sogar die des Jupiter. Ja wahrlich - Mars entreißt dem „König der Planeten“ die Krone: er ist nun der „King“!
Spätestens gegen 22 Uhr fällt uns „König Mars“ als heller Lichtpunkt unterhalb des Herbstvierecks im Sternbild der Fische auf. Am Monatsende „regiert“ er dann von Beginn bis zum Ende der Nacht den Himmel und ist mit seiner roten Färbung nicht zu übersehen. Gegen 3 Uhr morgens thront Mars am höchsten über der Südrichtung.
Wer die Mars-Position unter den Sternen genau vergleicht, der erkennt, daß der rote Planet ab dem 9.September „rückläufig“ wird, sich also nach einem „Stillstand“ anscheinend entgegengesetzt zur üblichen Laufrichtung nicht ostwärts, sondern für einige Wochen westwärts vor dem Sternenhintergrund der Fische bewegt. Dies zeigt an, daß wir mit unserer Erde den Planeten bald einholen und überholen werden. Von der schnelleren Erde aus gesehen scheint er daher zurückzubleiben. Erkennbar steuern wir also auf die engste Begegnung mit Mars zu, die sich im Oktober ereignen wird.
In der Nacht vom 5. auf den 6.September nähert sich der abnehmende Mond dem roten Planeten und bildet mit ihm ein schönes Paar. Noch prächtiger ist allerdings die spätere Begegnung unseres Erdtrabanten mit Venus. Nacht für Nacht zieht der Mond weiter ostwärts um unsere Erde und wandert von den Fischen über den Widder in den Stier, wo er am 10. September die Halbmondphase erreicht - das „Letzte Viertel“. Danach ist die erste Nachthälfte frei von Mondschein - unser treuer Begleiter geht erst nach Mitternacht auf. Am 14.September gegen 3 Uhr morgens taucht dann eine wunderschöne, schlanke Mondsichel über dem Osthorizont auf. Unterhalb von Ihr leuchtet die strahlend helle Venus als glanzvoller „Morgenstern“ - ja sie ist die „Königin“ des Nachthimmels, die sogar noch „König Mars“ übertrumpft, der um diese Zeit allerdings deutlich höher als Venus im Süden leuchtet.
Es ist ein spektakulärer Anblick, den wir bis zum Beginn der Morgendämmerung, gegen 5 Uhr morgens genießen können. Nehmen Sie ein Fernglas zur Hand und schauen Sie zu Mond und Venus: Genau zwischen Mondsichel und Venus können wir dann den Sternhaufen der „Krippe“ im Krebs, auch „Messier 44“ genannt, entdecken. Einige Dutzend für uns nur schwach leuchtende Sonnen, die rund 600 Lichtjahre entfernt sind, glitzern hier zu uns herunter.…
Ein Artikel von Prof. Thomas W. Kraupe, Astronom und Direktor des Planetarium Hamburg