Planeten vom Abend bis zum Morgen
In Norddeutschland hält von Mitte Mai bis Anfang August die „astronomische Dämmerung“ die ganze Nacht an. Nur die hellsten Gestirne können sich in den dämmrig hellen Nächten durchsetzen.
Der Sternenpodcast Mai 2018
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - Planetariumsdirektor Thomas Kraupe führt Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen - jeden Monat neu und kostenlos. Hier können Sie die mp3-Audio-Datei direkt herunter laden. Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
Venus am Gipfel
Entschädigt werden wir durch die hellen Planeten. Da ist zunächst Venus, die uns als erstes auffällt. Als strahlend heller Lichtpunkt schält sie sich bereits kurz nach Sonnenuntergang über dem Westhorizont aus der hellen Dämmerung. Am 19. Mai passiert Venus im Stier den Sommerpunkt und wechselt in das Sternbild Zwillinge.
Danach verbessern sich die Sichtbedingungen für den “Abendstern” kaum mehr, denn sie beginnt ihren Abstieg vom Gipfel des Tierkreises - während gleichzeitig die Sonne noch bis Sommerbeginn aufsteigt und immer länger am Himmel steht. Zwar sinkt unser Nachbarplanet erst kurz nach 24 Uhr zum Horizont, aber auch die Sonne geht immer später unter.
So bleibt es bei einem Sichtbarkeitsfenster von rund 2 Stunden für den Abendstern. Bis Ende Mai rückt Venus immer näher an die beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux heran. Besonders geschmückt ist der Abendhimmel am 17. Mai, denn neben dem Abendstern leuchtet dann die schmale Sichel des zunehmenden Mondes.
Jupiter die ganze Nacht
Jupiter, der eigentliche „Star“ der Mai-Nächte, leuchtet ab 22 Uhr am gegenüberliegenden Horizont im Südosten und löst Venus ab. Der Riesenplanet erreicht am 9. Mai im Sternbild Waage seine Oppositionsstellung zur Sonne und damit seine beste Sichtbarkeit des Jahres. Die ganze Nacht hindurch leuchtet er besonders hell, denn unsere Erde überholt ihn gerade und ist ihm näher als sonst (658 Millionen Kilometer).
Gegen Mitternacht, wenn Venus im Horizontdunst verschwindet und untergeht, regiert König Jupiter den Himmel - er überstrahlt alle Sterne am Nachthimmel und fällt durch sein ruhiges Licht auf.
Mondlauf von Venus zu Jupiter
Vom 17. bis 27. Mai wandert der zunehmende Mond von Venus in den Zwillingen weiter zu Jupiter in der Waage. Zwischen den beiden hellsten Planeten erreicht unser treuer Begleiter in der Nacht vom 21. auf 22. Mai im Löwen die Halbmondstellung. Dabei zieht er knapp an Regulus vorbei, dem hellsten Stern in diesem Tierkreissternbild.
Das auffällige Sternentrapez des Löwen ist um Mitternacht noch hoch im Südwesten zu sehen. Am 27. Mai hat der rundliche Mond dann Jupiter erreicht und zieht als fast voller Mond nördlich an ihm vorbei. Der Mai-Vollmond am 29. Mai ereignet sich weiter östlich davon, im Sternbild Schlangenträger - zwischen den Tierkreissternbildern Skorpion und Schütze. Es ist dies eine besonders schöne Vollmondnacht, denn das Mondgesicht wird von 2 Planeten flankiert: Saturn zur Linken und Jupiter zur Rechten des Vollmondes.
Saturn und Mars nach Mitternacht
Der schwächere Saturn leuchtet als gelblicher Lichtpunkt im Schützen und geht erst gegen Mitternacht auf. Im Juni wird er Jupiter ablösen und selbst in Opposition zur Sonne kommen und damit seine beste Zeit des Jahres haben - leider steht er bei uns aber recht nahe am Südhorizont.
Gegen 3 Uhr morgens taucht links von Saturn der rötliche Planet Mars auf. Mars steuert vom Schützen in das Sternbild Steinbock und übertrifft bereits den Saturn an Helligkeit. Seine große Zeit kommt aber erst im Juli, wenn auch er seine Begegnung mit unserer Erde haben wird. Dann wird er sogar heller als Jupiter und die ganze Nacht feurig rot leuchten. Noch ist er nur in den Morgenstunden am Himmel und verblasst vor Sonnenaufgang, noch ehe er seine größte Höhe über der Südrichtung erreicht.
In den Morgenstunden leuchten auch die drei Sterne Wega, Deneb und Atair als “ Sommerdreieck” hoch am Himmel. Westlich davon das ausgedehnte Sternbild Herkules, das dem Bärenhüter mit dem rötlichen Arktur und dem Großen Bären folgt. Zwischen Arktur und der bläulich-weißen Wega stoßen wir - ebenfalls hoch über uns - auf den markanten Sternenbogen der „Nördlichen Krone“.
Bis die “Dreierbande” der Planeten Mars-Saturn-Jupiter den Südhorizont erobert, verlagern sich diese Sterne in die westliche Himmelshälfte und verblassen schließlich im Licht des neuen Tages.
Ein Artikel von Thomas W. Kraupe